Antifaschismus 2.0

Verschwörungstheorien und Faschismus im Web 2.0

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Reiche, Sebastian

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Sebastian Reiche ist ein bekannter Neonazi aus Gotha und führender Kader des Kameradschafts-Netzwerkes "Thüringer Heimatschutz". Seit dem 7. April 2006 fungiert er als Kreisvorsitzender des NPD-Kreisverbandes Gotha.

Organisator und Anmelder von extrem rechten Veranstaltungen

In der mittelthüringischen Stadt Gotha entwickelte sich spätestens um das Jahr 2000 eine starke rechtsextreme Szene, die nicht nur mit Neonaziaufmärschen und Kundgebungen in Erscheinung trat, sondern auch zahlreiche Rechtsrock-Konzerte veranstaltete. Einer der führenden Köpfe der regionalen und thüringenweiten Neonazi-Szene ist Sebastian Reiche aus Gotha, der seit 2003 auf zahlreichen Veranstaltungen als Anmelder, stellvertretender Versammlungsleiter oder Organisator in Erscheinung tritt. Hierzu gehören Demonstrationen in Gotha, Meiningen, Jena und Altenburg, wobei bei einer Kundgebung anlässlich der sogenannten "Befreiungslüge" im Frühjahr 2005 von der Polizei auch Waffen beschlagnahmt wurden. Reiche war weiterhin an der Organisation der neonazistischen "Großevents" in Thüringen wie dem "Thüringentag der nationalen Jugend" im Mai 2004 in Saalfeld und 2005 in Weimar und dem "Fest der Völker" am 11. Juni 2005 in Jena beteiligt.[1]

Sebastian Reiche und die NPD

Diese und andere andere Veranstaltungen wurden zusammen mit Mitgliedern von NPD-Kreisverbänden und dem Landesverband abgehalten. Besonders enge Verbindungen pflegt Reiche zu dem Jenaer Neonazi und stellvertretenden NPD-Landesvorsitzenden Ralf Wohlleben, mit dem er zusammen den landesweiten "Ermittlungsausschuß" der Neonazis betreibt. Gute Kontakte hat er außerdem zu anderen Kameradschaften, Aktionsbüros und NPD-Funktionären wie dem Landesvorsitzenden Frank Schwerdt oder dem Erfurter NPD-Kreisvorsitzenden Michael Burkert.

Als am 7. April 2006 der bis dahin von Burkert geleitete NPD-Kreisverband Erfurt-Gotha geteilt und zwei eigenständige Kreisverbände gegründet wurden, wurde Reiche zum neuen Kreisvorsitzenden im Landkreis Gotha gewählt. Er kündigte an, den derzeit 20 Mitglieder umfassenden Kreisverband in den nächsten drei Jahren zu einer tragenden Säule des NPD-Landesverbandes Thüringen auszubauen. „Schwerpunkt der politischen Arbeit des neuen Kreisverbandes wird in den nächsten Jahren die kommunalpolitische Verankerung der nationalen Opposition in den Städten und Gemeinden des Landkreises Gotha sein, sowohl auf außerparlamentarischer als auch auf parlamentarischer Ebene“, so Reiche. [2]

Kader der Freien Kameradschaftsszene

Im Bericht des Thüringer Landesamtes für Verfassungsschutz für das Jahr 2004 wird Reiche daher mehrfach namentlich erwähnt, darunter als "Thüringer Rechtsextremist" und "bekannte(r) Neonazi" [3] . Reiche gilt als einer der Hauptakteure des neonazistischen "Thüringer Heimatschutzes" und der in diesem Netzwerk organisierten Freien Kameradschaften und -Verbünde "Nationales und Soziales Aktionsbündnis Westthüringen" (NSAW) und "Nationaler Widerstand Gotha" (NW Gotha).

Nach der Inhaftierung des bisherigen Anführers Patrick Wieschke im Juni 2005 übernahm Reiche bei den letztgenannten Organisationen alle organisatorischen und finanziellen Aufgaben und wurde Betreiber der Website "Aktionsbüro Thüringen", die als Vernetzungs- und Koordinierungsstelle für neofaschistische Aktivitäten dient.

„Anti-Antifa“-Aktivist

Sebastian Reiche ist thüringenweit als Anti-Antifa-Fotograf aktiv und betreibt das Sammeln und Auswerten von persönlichen Daten sowie Fotos aktiver Antifaschisten und linksorientierter Menschen. Im Vorfeld des "14. Antifaschistischen/Antirassistischen Ratschlages" in Gotha, einem landesweiten Vernetzungstreffen antirassistischer Organisationen im Jahr 2004, richtete Reiche im Internet eine Website ein, auf der über zahlreiche Personen, die vermeintlich an der Vorbereitung und Durchführung des Veranstaltung beteiligt waren persönliche Daten ebenso wie Steckbriefe, Autokennzeichen, Adressen und Fotos veröffentlicht wurden. Unter der Parole "Dem antideutschen Mob auf die Pelle rücken! Den Antifa-Ratschlag in Gotha bekämpfen!" rief Reiche auch zu auf, die Veranstaltung und die genannten Personen direkt anzugreifen.

Weitere Aktivitäten im extrem rechten Spektrum

Daneben produziert Reiche gemeinsam mit „Kameraden“ des „Nationalen Widerstands Gotha“ die Neonazi-Zeitschrift „Rennsteigbote“, die in einer Auflage von mehreren 1000 Exemplaren erscheint und in erster Linie als internes Informationsorgan gedacht ist, doch seit April 2005 auch auf öffentlichen Veranstaltungen vertrieben wird. [4] Große Teile der ersten Auflage wurden im Mai von der Polizei bei einem illegalen Neonazi-Treffen in einem Waldstücke nahe Arnstadt zusammen mit Baseballschlägern und Reizgas beschlagnahmt. Das neue Konzept der Rechtsextremisten, in Veröffentlichungen wie Flugblättern, Zeitschriften oder Beiträgen im Internet zunehmend kommunale Probleme aufzunehmen und auch Bürger außerhalb des rechten Lagers in unauffälliger Form anzusprechen, verfolgt Reiche ebenfalls mit der Website "Für Gotha", hinter der der NW Gotha steckt und die einen vermeintlich bürgernahen Eindruck erwecken soll. Der "Toringi-Verein zur Thüringer Brauchtumspflege e.V.", bei dem Reiche des Weiteren mitwirkt, widmet sich weniger dem Satzungszweck, der Brauchtumspflege, sondern organisiert in erster Linie Rechtsrock-Konzerte im Raum Gotha, zu denen sich regelmäßig 60-200 Neonazi-Skinheads einfinden. Ein solches als "Vereinsfeier" getarntes Konzert mit 90 Besuchern wurde beispielsweise am 30. Juli in den Gothaer Vereinsräumen durch die Polizei aufgelöst.

Eine Verbindung zu dem sächsischen Namensvetter, der in der Neonazi-Szene Dresden aktiv ist, besteht nicht.

[1] http://www.thueringen.de/imperia/md/content/tim/abteilung2/verfschutzber2004.pdf http://www.verfassungsschutz.thueringen.de/vsberichte/2005/rechtsextremismus.htm

[2] http://www.landtagswahl-thueringen.de/index.php?ID=134&seite=archiv

[3] http://lra.antifa.net/cms/content/view/101/32/


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