Silvia "Stevie" Kirschner (*1968) war Mitbegründerin der "Skingirlfront Deutschland" und Herausgeberin mehrerer extrem rechter Fanzines. Bereits seit 2001 in der NPD in Niedersachsen aktiv, setzte sie ihren Einsatz für die Partei nach ihrem Umzug nach Thüringen fort und agierte 2004 bis 2006 als NPD-Kreisverbandsvorsitzende im Wartburgkreis. Desweiteren ist sie Regionalbeauftragte der Neonazi-Jugendorganisation "Heimattreue deutschen Jugend" (HDJ), pflegt enge Beziehungen zur "Schlesischen Jugend" und publiziert seit Mai 2006 in der extrem rechten Lokalpostille "Wartburgkreisbote".
"Skingirlfront Deutschland" und Herausgabe von Neonazi-Fanzines
Die politische Karriere der damals noch unter den Namen Silvia Berisha bekannten Rechtsextremistin begann am 31. Dezember 1990 in Berlin. Zusammen mit Christine Bocksrocker, Martina Janssen und anderen gründete sie die NPD-nahe "Skingirlfront Deutschland", die sich 1994 in "Skingirl Freundeskreis Deutschland" (SFD) umbenannte. [1;2] Im November 2000 wurde die Vereinigung offiziell aufgelöst, war jedoch noch lange Zeit weiterhin aktiv. Die SFD war keine Organisation im Sinne eines Verbandes oder einer Partei, sondern eher eine Art Kadergemeinschaft, deren Struktur auf bundesweiten persönlichen Kontakten basiert. SFD-Gruppen existierten in Heidelberg, Freiburg, Stuttgart, Nürnberg, Gelsenkirchen, Burscheid, Hamburg und Berlin. In einem Interview mit dem Fanzine “Hass Attacke“ erklärte Kirschner 1994, dass die Gruppierung für Kameradschaft stehe, sich von Schlampen und Schlägerinnen distanziere, allerdings nicht emanzipiert sei und ihre Mitglieder sich eher als Partnerin des Mannes verstanden wissen wollen. [3] Die SFD war Teil eines internationalen Netzwerks von Reneegruppen, dessen Ursprung in Canada/USA liegt und welches mit der "Women for Aryan Unity" (WAU), einer Schwestergruppe der Ku-Klux-Klan-Abteilung "Aryan Resistance Movement", eng verbunden ist.
Kirschner war Herausgeberin der Fanzines "Irmgard" und "Midgard", deren Ausgaben mehrfach von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften indiziert wurden. [4] Ähnlich wie in den SFD-Fanzines "Schlachtruf" und "Volkstreue" wurde mit den Heften versucht, Öffentlichkeit zu schaffen und weitere Frauen "für die Bewegung" zu werben. In ihnen finden sich neben Berichten von Aktionen oder Konzerten und Band-Interviews auch Artikel zum Weltbild des Nationalsozialismus, zur Rolle der Frau gemäß der NS-Ideologie und Interviews mit führenden Neonazis. 1993 wurde Kirschner im Rahmen einer bundesweiten Razzia wegen der extrem rechten Fanzines verhaftet. [5]
Aktivitäten in niedersächsischen und thüringischen NPD-Strukturen
Bei den niedersächsischen Kommunalwahlen 2001 trat Silvia Berisha für die "Unabhängige Wählerliste Landkreis Lüneburg" (UWL) mit dem verräterischen Zusatz "Bündnis Rechts" an. [6] Hinter der Vereinigung standen neben ihr noch der wegen eines Überfalls auf ein NATO-Lager 1979 zu sieben Jahren Haft verurteilte Neonazi und Vorsitzende des NPD-Unterbezirks Heide-Elbe Manfred Börm und Malte Holzer aus Lüneburg, später Landesgeschaftsführer und Beisitzer im NPD-Landesvorstand Niedersachsen. Zur gleichen Zeit engagierte sich Berisha aktiv im Landesvorstand der NPD. Bei der Bundestagswahl 2002 war sie die einzige Kandidatin auf der Landesliste der NPD in Niedersachsen neben Ulrich Eigenfeld, Friedrich Preuß, Manfred Börm und Stephan Pfingsten. [7]
Nachdem sie kurz nach der Bundestagswahl „der Liebe wegen“ nach Westthüringen zog, knüpfte sie Kontakte zur regionalen extrem rechten Szene und wurde im September 2004 bei einer Kreisverbandssitzung in Merkers bei Bad Salzungen zur neuen Kreisverbandsvorsitzenden der NPD im Wartburgkreis gewählt. [8] Berisha versprach den ParteimitgliederInnen, frischen Wind in den Kreisverband zu bringen und startete auch gleich eine Versammlungsoffensive. „Wegen der Auseinandersetzung um die geplanten Hartz IV-Gesetze wird auch im Wartburgkreis eine Offensive gestartet, um die Bürger über das unsoziale Vorhaben aufzuklären“, kündigte die NPD in einer Presseerklärung an. Im Januar 2006 wurde sie allerdings von dem 19-jährigen Studenten Hendrik Heller abgelöst. Am 26. Juni 2003 und am 24. April 2004 nahm sie an Demonstrationen Thüringer Neonazis in Meiningen teil. [9]
Engagement für Neonazi-Jugendgruppen und rechtsextreme Lokalpostille
Seit geraumer Zeit ist Kirschner in der neonazistischen Jugendorganisation "Heimattreue deutschen Jugend" (HDJ) aktiv, welche in der Tradition der verbotenen "Wiking-Jugend" (WJ) steht. Sie fungiert als Regionalbeauftragte und unterhält zahlreiche Kontakte zu HDJ-MitgliederInnen über Thüringen hinaus. [10] Die Gruppierung will den „Gedanken der Volksgemeinschaft (...) im Kleinen" vorleben und eine neonazistische Jugend- und Kinderbildungsarbeit in der Region verankern. Auf der Basis einer „heimat- und volkstreuen Weltanschauung" werden Kinder ab sechs Jahre sowohl geistig als auch militärisch, z.B. bei Geländespielen, ausgebildet. [11] Kirschner erzieht auch ihrer Kinder nach heidnisch-germanischen Vorbild und nimmt sie mit zu bundesweiten Veranstaltungen, wie beispielsweise dem HDJ-Pfingstlager im Sommer 2006. Mittlerweile wohnt sie in Rippershausen bei Meiningen und hat ihren ebenfalls völkisch-angehauchten Lebensgefährten Frank Kirschner geheiratet und dessen Namen angenommen. An ihren Aktivitäten scheint sich vor Ort bislang niemand zu stören. So ist sie seit dem 31. August 2004 Mitglied im Förderverein der Schulgemeinschaft Waldorf Wasungen [12] und bekam am Rande des Landtagswahlkampf 2004 Besuch von Ministerpräsident Dieter Althaus (CDU), der die Patenschaft für ihr sechstes Kind übernahm und mit ihr zusammen für ein Zeitungsfoto posierte. [13] Seit Sommer/Herbst 2006 unterstützt sie das Zeitungs-Projekt "Wartburgkreisbote" der Kameradschaft Eisenach – mit diesem soll mittels einer vermeintlich bürgernahen Aufmachung eine breitere Öffentlichkeit erreicht werden. Kirschner, die gut mit Patrick Wieschke befreundet ist, schreibt dort unter dem Pseudonym "Sieke Bauer". [14] Zudem verfügt sie über Kontakte zur "Schlesischen Jugend" - besonders zu deren Landesvorsitzenden, dem Bad Salzunger Rechtsextremisten Fabian Rimbach. [15]
[1] Freies Wort und Leipziger Volkszeitung vom 18.01.2006
[2] www.frauenforschung.fh-kiel.de/Newsletter/RechteJugend/RechteJugend.htm
[3] Interview in Hass Attacke Nr. 3, Winter/Frühjahr 1994
[4] indiziert sind "Irmgard Nr. 6/ 1993", Fanzine, Christian und Silvia Berisha, Waddeweitz,
BAnz. Nr. 82 vom 29.04.1995 und Midgard Nr. 2, 3, 8, 10, 12,
[5] Freies Wort und Leipziger Volkszeitung vom 18.01.2006
[6] www.bundeswahlleiter.de/bundestagswahl2002/deutsch/
wahlbewerber2002/bund_land/uebersicht/btw2002/alpha_b_btw2002.htm
[7]www.taz.de/pt/2001/09/07/a0225.1/text
[8] www.abc-poessneck.de/rexfrauen.html
[9] www.landtagswahl-thueringen.de/index.php?ID=98&seite=archiv
[10] www.pds-fraktion-thueringen.de/themen/rechts/rechtsex treme.html
[11] www.apabiz.de/archiv/material/Profile/HDJ.htm
[12] www.kkoffice.de/CMS/downloads/mitgl0306.pdf
[13] Freies Wort vom 18.01.2006
[14] fuer-eisenach.de/downloads/ausgabe4.pdf
[15] de.indymedia.org/2006/07/151304.shtml
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