Isabell Pohl (geboren am 26. Juli 1975) gehört zum engeren Führungskreis der neonazistischen “Freien Kameradschaften“ in Thüringen. Des Weiteren war sie Begründerin und Aktivistin der Neonazi-Frauen-Gruppe “Aktive Frauen Fraktion“ (AFF). Sie tritt des öfteren bei extrem rechten Aufmärschen und Kundgebungen in Thüringen auf.
"Feathercut" - Erste Aktivitäten im Internet
Isabell Pohl kam nach eigenem Bekunden im Jahr 1991 durch ihren damaligen Freund in die Neonaziszene. [1] Im Jahr 2002 zog sie nach Obergröningen in Baden-Württemberg, von wo aus sie ab Juni 2003 mit der von ihr betriebenen Website “Feathercut“ an die Öffentlichkeit trat, die nach dem für Renees typischen Haarschnitt benannt wurde. Auf dieser Website bezeichnete sie die 1995 verstorbene Ehefrau von Rudolf Heß, Ilse Hess, als ihr persönliches Vorbild. Außerdem wurden von ihr zahlreiche Texte veröffentlicht, die sich positiv auf den Nationalsozialismus bezogen, darunter auch Originaldokumente wie beispielsweise das “Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses” aus dem Jahr 1933. [2]
Die "Aktive Frauen Fraktion"
Etwa zur gleichen Zeit begründete die ursprünglich aus Thüringen stammende Mutter von drei Kindern die “Aktive Frauen Fraktion”, die neben dem aufgelösten “Skingirl Freundeskreis Deutschland” (SFD) und der “Gemeinschaft deutscher Frauen” (GDF) zu den bekanntesten Frauenorganisationen der extrem rechten Szene in Deutschland zählte. Ihr gehörten mehrere junge weibliche Neonazi-Kader aus Baden-Württemberg, Bayern, Sachsen, Thüringen und Berlin-Brandenburg an. Die AFF setzte ihren Schwerpunkt in den Kampf gegen Abtreibung und gegen „Kinderschänder“. Die von ihr betriebenen Internetseiten und Publikationen sind als extrem rassistisch, völkisch und nationalistisch zu bewerten. Nach Darstellung der AFF sei das heutige Deutschland „schon lange nicht mehr tragbar und veranlasst uns Frauen aktiv und ohne Kompromisse gegen diesen Staat vorzugehen. Wir werden nicht zusehen, wie unsere Gene, unser Stolz, unsere Moral, Treue, Disziplin und Pünktlichkeit, all die Eigenschaften eines Deutschen, zu Grunde gerichtet werden durch die Multi-Kulti-Spaßgeneration”. [3] Als Logo der Organisation wird ein Skingirl mit erhobenem Sturmgewehr verwendet.
Nachdem sich in rascher Folge die Sektionen in Baden-Würtemberg, Sachsen, Bayern und Berlin/Brandenburg aufgelöst hatten oder inaktiv wurden, gab Pohl im Mai 2006 die Auflösung der AFF bekannt. [4]
Organisatorin von Neonazi-Konzerten
Ein Hauptbetätigungsfeld der AFF war das Veranstalten von Rechtsrock-Konzerten. So wurden allein im Jahr 2004 vier von mindestens 14 konspirativen Konzerten in Baden-Württemberg von der AFF organisiert. Bei einem Konzert, das am 21. August 2004 in Lorch-Klotzenhof zum Gedenken an den Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß stattfand, trat die bekannte NSBM-Band “Absurd” auf. Auf der Website der AFF wurden von Pohl geführte Interviews mit Neonazi-Bands wie “Racial Purity” und “Endlöser” veröffentlicht. Neben den Konzerten und den alljährlichen Treffen der AFF plante die Organisation Bandwettbewerbe, Fußballturniere, Kinder- und Familienfeste, Zeltlager und Ferienveranstaltungen. [5] In Thüringen war die AFF auf wichtigen Neonaziveranstaltungen wie dem “Fest der Völker“ oder dem “Thüringentag der nationalen Jugend” mit Infoständen vertreten.
Neben den Aktivitäten in der AFF und anderen Kameradschaftszusammenhängen ist Pohl auch persönlich in der Rechtsrock-Szene aktiv. So stellte sie beispielsweise für eine Spendensammlung zu Gunsten der Neonazi-Band “Race War” aus Schwäbisch-Gmünd ihr Konto zur Verfügung. Zu diesem Zeitpunkt war sie mit dem Sänger der Band liiert.
Rückkehr nach Thüringen
Im Frühjahr des Jahres 2004 zog Isabell Pohl in die thüringische Landeshauptstadt Erfurt zurück und hier setzte sie ihre Aktivitäten im Neonazi-Spektrum fort. Ein Betätigungsfeld für ihre politischen Aktivitäten neben der AFF fand Pohl in Erfurt bei den “Freien Aktivisten Erfurt” (FAE), die zuweilen auch unter den Namen “Aktiver Kampfbund Erfurt” (AKBE), “Freie Kräfte Erfurt”, “Nationaler Widerstand Erfurt” etc. auftreten. In dieser Kameradschaft ist Pohl führendes Mitglied. Sie unterhält enge Verbindungen zu anderen “Freien Kameradschaften” in Thüringen, insbesondere dem “Nationalen und Sozialen Aktionsbündnis Westthüringen” (NSAW).
Pohl tritt insbesondere in Thüringen als Rednerin bei extrem rechten Aufmärschen und Kundgebungen auf, so z.B. am 26. November 2005 in Arnstadt auf einer Demonstration des Neonazi-Tarnvereins “Nationalisten für Kinderrechte e.V.”, hinter dem die “Kameradschaft Ilmkreis” steht. [6] Am 1. April 2006 beteiligte sie sich an der Auftaktdemonstration der neonazistischen Antikap-Kampagne in Arnstadt. [7] Am 20. Mai 2006 sprach sie als Vertreterin der “Freien Nationalisten” auf dem von Thomas Gerlach organisierten 5. “Thüringentag der nationalen Jugend” in Altenburg. [8] Im Juni 2006 wurde auf der Website der NPD Hamburg ein Vortrag der “freie(n) Nationalistin aus Thüringen” auf Einladung der neuen Hamburger NPD-Landesvorsitzenden Anja Zysk angekündigt. [9] Auch nahm Pohl zusammen mit den restlichen FAE an der Ersatzveranstaltung für den verbotenen Rudolf-Heß-Gedenkmarsch in Wunsiedel am 19. August 2006 in Jena teil. Am 16. September 2006 reiste sie zur Gründung der bundesweiten Frauen-Organisation der NPD “Ring Nationaler Frauen“ (RNF) nach Sotterhausen in Sachsen-Anhalt. [10]
[1] Eintrag im Neonazi-Online-Forum "Freier Widerstand" unter dem Pseudonym celticfrica (Herkunft: Thüringen/Württemberg) am 19.12.2004, 15:39:
„Das nächste ist, ich zb bin vor ca 13 Jahren durch meinen damaligen Freund in die "Szene" gekommen, und? War das schlecht? Meine Auffassung und Idiologie hat ich vorher schon, gebildet hab ich mich auch selber, mein damaliger Freund und die sogenannte "Szene" waren für mich persönlich damals zu mindest eh nur zum Spaß machen da. Konzerte und Feten, mehr konnte man mit denen eh nicht anfangen. Mein politisch aktiver Weg begann dann viel später aber seit dem auch richtig intensiv und ich glaube Frauen zu kennen die mehr Grips und Wissen in der Birne haben als manch Kerl. ... .”
[2] Rena Kenzo: Mädels mit Kampfgeist. Die „Aktive Frauen Fraktion”. In: Der rechte Rand. Ausgabe Nr. 93 vom März/April 2005. http://www.infoladen.de/sljena/nazis-stoppen/aff.htm
[3] Ebd.
[5] Uli Hesse: Radikal und gewaltbereit - Das Netzwerk rechtsextremer Frauen. Bayerischer Rundfunk. Report München. Sendung vom 29.11.2004: http://www.br-online.de/daserste/report/archiv/2004/00199/ https://www.free.de/Zope/linksrhein/News/1101801527/printing_html
[6] Protest gegen Nazikundgebung in Arnstadt. Von Beobachter. Indymedia vom 26.11.2005: http://de.indymedia.org/2005/11/133762.shtml
Chronik rechtsextremer Aktivitäten in Thüringen 2005: http://www.mobit.org/Materialien/Chronik_Rex-Th�ringen-2005.pdf
[7] Arnstadt: Nazi-Kampagnen-Demo & Gegenaktionen. Von Left Resistance Arnstadt [LRA]. Indymedia vom 05.04.2006: http://de.indymedia.org/2006/04/143348.shtml
[8] Altenburg: Auftakt zum braunen Musiksommer. Von Aufklärer-Staffel und Abfang-Jäger [ASJ]. Indymedia vom 15.05.2006: http://de.indymedia.org/2006/05/146804.shtml
Polizei schafft "NBZ" in Altenburg (Thür.). Von AG Südthüringen [AGST]/ASJena [ASJ]. Indymedia vom 22.05.2006: http://de.indymedia.org/2006/05/147780.shtml
[9] Hamburg: Neonazis wollen “linke” Stadtteile knacken. NPD-Blog vom 08.06.06: http://npd-blog.info/dir/index.php/?cat=11
[10] http://de.wikipedia.org/wiki/Ring_Nationaler_Frauen
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