Der derzeit arbeitslose Tommy Frenck wurde im Jahr 1987 in der südthüringischen Kreisstadt Suhl geboren und ist aktuell der Kreisvorsitzende des seit Juli 2004 bestehenden Kreisverbandes der NPD in Hildburghausen-Suhl. Frenck musste seine Ausbildung zum Maurer abbrechen. Er hat keine abgeschlossene Ausbildung und jobbt zwischenzeitlich in Discountern. Kurzzeitig zog er in Erwägung, seine "Heimat" zu verlassen und nach Kiel zu gehen, um dort beim extrem rechten Verleger Günzel eine Berufsausbildung mit Abitur in Angriff zu nehmen. Frenck ist vorbestraft, wegen Körperverletzung an einem Nicht-deutschen. Er hält guten Kontakt zur Zella-Mehliser Kameradschaft und stand kurzzeitig sogar als Ansprechpartner in deren Impressum.
Zur Gründung des Kreisverbandes, welcher immer die Postanschrift von Frencks Privatwohnung trug (1), wohnte Frenck noch in der Hildburghäuser Straße 1A in Schleusingen. Nachdem bekannt wurde, dass der NPD-Kreisvorsitzende, welcher schon im Juni 2004 durch Schleusingen demonstrierte, dort verweilt, gestaltete sich das Leben für Frenck in der knapp 6000 EinwohnerInnen zählenden Kleinstadt nicht angenehmer. Als Frenck im Oktober 2005 in die Freiwillige Feuerwehr eintreten will, drohen die Schleusinger Wehrleute kollektiv mit dem Austritt (2) - erfolgreich. Frencks Antrag wird abgelehnt. Die darauf folgende Empörung der organisierten Thüringer Neonazis war groß und richtete sich verstärkt gegen Schleusingens Bürgermeister Klaus Brodführer. Schon im Frühjahr 2005 erklärte das neonazistische Aktionsbüro Thüringen Schleusingen zur "Frontstadt". (3) Am 29. Januar führten Thüringer Rechtsextremist_innen in der südthüringischen Kleinstadt einen Fackelmarsch durch, der durch Blockaden, Schneebälle und lautstarke Parolen massiv gestört wurde. Anmelder der Demonstration war Patrick Wieschke, Redner unter anderen Tommy Frenck. Die für den 26. März angekündigte landesweite Demonstration der Neonazis fand nie statt. (4)
Im Sommer 2005 gibt Frenck ein Interview für die Regionalzeitung "Freies Wort". (5) Er spricht hier offen über sein antisemitisches und rassistisches Weltbild, stellt klar, dass er mit JüdInnen, VietnamesInnen und allen nicht-Weißen ein Problem hat und erklärt, Roberto Blanco abschieben zu wollen. Alles in allem ein Gespräch, welches zeigt, dass Frenck nicht wie andere Thüringer Nazikader über die rhetorischen Fähigkeiten und den Intellekt verfügt.
Im Herbst 2005 verlässt Tommy Frenck seine "Frontstadt" und zieht ins 15 km südöstlich von Meiningen gelegene Themar (Kreis: Hildburghausen). Groteskerweise zog Frenck in die Schulstraße 16 in unmittelbarer Nachbarschaft zur "Anne Frank"-Realschule, an welcher Frenck nun desöfteren Propaganda streute. (6) Gerüchte einer neu gegründeten Themaer Kameradschaft folgten nie wahrnehmbare Lebenszeichen. Im September belegte er einen aussichtslosen 11. Platz der Thüringer Landesliste der NPD zur Bundestagswahl. In Themar fiel Frenck die Integration seiner Person bei weitem nicht so schwer wie in Schleusingen. Zwischenzeitlich spielte er sogar Fußball im Verein des TSV 1911 Themar. (7) Der Verein verweigerte jede Stellungnahme. Seiner Freude am Fußball frönte Frenck auch mit seinen KameradInnen. Anfang Januar 2006 trat er mit einer selbst aufgestellten Mannschaft, welcher er den Namen "Weiße Wölfe" gab, bei einem Fußballturnier in Schleusingen an. Als Zuschauer angereist war sein Chef und Mentor Frank Schwerdt, Vorsitzender der NPD Thüringen, höchstpersönlich. Zu Schwerdt pflegt Frenck einen engen, fast schon väterlichen Kontakt. Die Mannschaft wurde letzten Endes disqualifiziert. Jedoch nicht aufgrund der aufgestellten Schläger und RechtsextremistInnen, sondern weil die Jungnazis die Bälle klauten.
Ebenfalls Anfang Januar 2006 gründete Tommy Frenck einen NPD-Ortsverband in Hildburghausen. Vorsitzender wurde Steffen Kühner. (9)
Im Sommer 2006 verließ Frenck Themar und zog ins Zentrum der Kreishauptstadt Hildburghausen (Markt 10).
Frencks Aktivitäten
Frencks organisatorische Aktivitäten fanden ihren Ursprung in Schleusingen. Dort organisierte Frenck am 5. Juni 2004 eine Demonstration mit ca. 100 TeilnehmerInnen unter dem Motto "Gegen linke Medienhetze – Für eine gleichberechtigte nationale Jugendkultur" und kündigte als Gegenpol zum Bündnis gegen Rechts an, eine Initiative "Deutsche Einheit statt roter Einfalt" gegründet zu haben. Von jener erwähnten Initiative wurden keine wahrnehmbaren Aktivitäten durchgeführt.
Weiteren Aktionismus wollte Frenck in der bereits erwähnten "Frontstadtkampagne" unter Beweis stellen, welche nach der blamablen Demo am 29. Januar 2005 zu einer Luftnummer wurde. Die Wiederholungsdemonstration fiel ins Wasser, Frenck verzog sich und von der Frontstadt ward nichts mehr gehört.
Am 20. Mai 2005 initiierte er eine Kundgebung gegen eine so genannte "Verausländerung" in Suhl im Stadtteil Nord. Hintergrund war die Auflösung des Suhler AsylbewerberInnenheimes und die so erzwungene Umsiedlung der AsylbewerberInnen in den durch eine Vielzahl von Neonazis bewohnten Problemstadtteil Suhl-Nord. Frenck trat neben seinem Mentor Frank Schwerdt und Thomas Wienroth aus Rudolstadt als Redner auf. (10) Es folgte eine offensive Kampagne der Neonazis im Suhler Problemstadtteil, die mehrfach in gewalttätigen Auseinandersetzungen ihre Höhepunkte fand. Am 5. Mai 2006 wurden zwei einschlägig bekannte Neonazis während einer Schlägerei in Suhl-Nord schwer verletzt. (11) Die Thüringer Neonaziszene konstruierte einen angeblich durch Nicht-deutsche verübten Mordversuch. Am 13. Mai führten die Neonazis in Suhl zwei Kundgebungen gegen "Multi-Kulti" durch, eine am "Tatort" in Suhl-Nord und eine im Stadtzentrum. (12) Tommy Frenck trat nicht als Redner in Erscheinung und auch bei der Organisation der Kundgebungen spielte er nur eine untergeordnete Rolle.
Ähnlich erging es ihm beim NPD-Familienfest am 2. September im Suhler Nord-Viertel. Die Organisation/Anmeldung übernahmen auch hier die hochrangigen Thüringer NPD-Kader. Angedacht war die Veranstaltung wohl aus Support für den schwachen Kreisverband. (13)
Zum Volkstrauertag am 19. November 2006 organisierte Frenck, zusammen mit Schwerdt einen Fackelmarsch im südthüringischen Gleichamberg, am Südosthang des Großen Gleichberges, zwei Kilometer nördlich der bayrischen Grenze. (14) Vorher hielt Frenck in Schleusingen und Hildburghausen – hier zusammen mit dem Bund der Vertriebenen (BdV) – so genannte Heldengedenken ab.
Im Jahr 2007 organisierte Frenck im Rahmen einer Mitgliederkampagne der NPD zahlreiche Flugblattaktionen und Infostände. Am 12. Mai 2007 veranstaltete Frenck eine Kundgebung gegen eine antifaschistische Demonstration in Hildburghausen. (15)
Noch vor wenigen Jahren publizierte Frenck eine neonazistische Postille namens "Südthüringenstimme", ein kopiertes Faltblatt. (16) Das Projekt scheint mittlerweile eingestellt zu sein.
Frenck als Konzertorganisator
Ebenfalls bemüht ist Tommy Frenck seit 2006 beim Organisieren von kulturellen Events für seine KameradInnen. Unter dem Label der NPD konnte er bisher nachweislich zwei Rechtsrock-Veranstaltungen im Rahmen von Saalveranstaltungen in Hildburghausen durchführen.
Am 20./21. Mai 2006 organisierte Frenck eine zweitägige NPD-Mitgliederversammlung zur Vorbereitung der Bundestagswahl in Hildburghausen. Im Nachgang sollten auch vier rechtsextremistische Musikbands auftreten. Laut Polizeibericht kam es nicht dazu. Lediglich eine 2-Personen-Band "umrahmte" den Abend musikalisch. Frenck konnte etwa 80 TeilnehmerInnen mobilisieren. (17)
Am 23. Juni 2006 veranstaltete der Hildburghäuser NPD-Ortsverband eine "Veranstaltung mit Live-Musik". Ca. 160 BesucherInnen fanden sich ein. (18)
Nazis und Fußball
Den Spaß am Fußball hatten Frenck und seine KameradInnen ja bereits bei oben benannten Veranstaltungen gefrönt. Nun entschlossen sich die sportbegeisterten RechtsextremistInnen mit einem eigenen Verein aufzutreten und durch den Sport junge FaschistInnen für die Partei zu rekrutieren. Im Juli 2007 gründete Frenck gemeinsam mit weiteren Fußball-interessierten Neonazis einen Sportverein, die "Sportgemeinschaft Germania e.V.", um den regelmäßigen Kameradschaftstreffen auf dem Bolzplatz einen Rahmen zu geben. Den Vorsitz des Vereins hält der NS-Black-Metaller Olliver Voigt inne, Frenck ist sein Stellvertreter. Im Sommer trafen sich so regelmäßig sonntags zwei dutzend Hildburghäuser Neonazis zum Freizeitkick. (19)
Tommy Frenck sollte der neue Shootingstar der NPD werden. Anfangs sah es auch danach aus, als habe der junge Frenck das Potenzial zum Kader. Er sammelte in kürzester Zeit eine enorme Anzahl von Neonazis um sich und begann sich mit Erfolg zu organisieren und zu vernetzen. In der Folgezeit leistete sich Frenck einen Schnitzer nach dem anderen und wurde der NPD schnell unbequem. Mittlerweile gilt er trotz enger Kontakte zu Frank Schwerdt als Außenseiter und agierte in der letzten Zeit gebremster.
Quellen:
(1) Vgl. Kontaktseite der Thüringer NPD
(2) MDR-Meldung vom 27. 10.2005 | 17:06 - „Schleusingen - NPD-Funktionär darf nicht in die Feuerwehr“
(3) Vgl. Meldung des neonazistischen Aktionsbüro Thüringen vom 18.01.2005 - „Südthüringen: Schleusingen wird Frontstadt!“
(4) Vgl. Ankündigung des neonazistischen Aktionsbüro Thüringen vom 18.01.2005 - „Zum Abschluß der Kampagne wird am 26.März 2005 eine landesweite Demonstration des nationalen Widerstandes in Schleusingen stattfinden.“
(5) Freies Wort vom 01.07.2005
(6) ebenda
(7) Freies Wort vom 04.05.2006
(Cool Freies Wort vom 04.05.2006
(9) http://agst.antifa.net/archiv/text007.htm
(10) http://lra.antifa.net/cms/content/view/77/32/
(11) http://agst.antifa.net/archiv/text020.htm
(12) http://agst.antifa.net/archiv/text021.htm
(13) http://agst.antifa.net/archiv/text032.htm ; http://agst.antifa.net/archiv/text034.htm
(14) http://www.agst.antifa.net/archiv/text038.htm
(15) http://www.agst.antifa.net/archiv/text073.htm
(16) ebenda
(17) http://agst.antifa.net/archiv/text024.htm
(18) Verfassungsschutzbericht vom Juni 2006
(19) http://www.agst.antifa.net/archiv/text073.htm ; http://video.google.com/videoplay?docid=-7029983841288867712&hl=de
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