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Der 30.3.2010 war ein großer Tag für die Wissenschaft. Erstmals wurden im Forschungszentrum CERN in Genf Protonen mit bisher nie erreichter Energie aufeinandergeschossen und die dabei auftretenden Effekte in Detektoren beobachtet.

Die Wissenschaftler erhoffen sich neue Erkenntnisse über die Natur der Materie und des Universums. Um dieses Experiment möglich zu machen war die jahrelange Zusammenarbeit von 1000en von Wissenschaftlern auf der ganzen Welt nötig. Auch die Finanzierung war nur möglich, weil viele Staaten gemeinsam dazu beitrugen.

An sich ist dieses Ereignis also wirklich ein Grund zum Feiern, ein Zeichen der Hoffnung, der Zusammenarbeit in einer Welt, die sonst eher von Feindschaft, Hass und Krieg geprägt ist. Doch für einige wenige Verschwörungsideologen bot das Experiment Anlaß, Angst zu schüren. Da wurde z.B. von schwarzen Löchern fabuliert, die angeblich bei dem Experiment entstehen und die Erde verschlingen könnten. Da wurde den Wissenschaftlern pauschal Verantwortungslosigkeit unterstellt und behauptet, sie würden mit ihrem Tun die ganze Menschheit in Gefahr bringen. Es wurde sogar versucht, mit juristischen Mitteln das Experiment verbieten zu lassen.

Die erfolgreiche Durchführung, bei der ja die Erde bekanntlich nicht untergegangen ist, hat diese Thesen nun erstmal ad absurdum geführt. Aber auch schon vorher, waren die Einwände gegen das Experiment nicht stichhaltig, leicht in der Sache zu widerlegen. Bei solchen Experimenten wie in CERN entstehen im allgemeinen nur sehr kurzlebige Teilchen, die zwar viele neue Erkenntnisse bringen, aber keinerlei messbare Auswirkung auf die Umgebung haben. Tatsächlich macht die Natur ähnliche Experimente jeden Tag viele Millionen Mal z.B. wenn in der äußeren Erdsatmosphäre Protonen von der Sonne aufschlagen. Der Unterschied ist nur, dass normalerweise niemand zusieht.

Ist es irgendwie nachvollziehbar, dass einige Menschen sich dennoch in Ängste hineinsteigerten, der modernen Wissenschaft grundsätzlich mißtrauen? Wissenschaft und Technik wurden in der Vergang immer wieder mißbraucht und sind manchmal tatsächlich mit großen Gefahren verbunden. Hiroshima und Nagasaki haben gezeigt, wie naturwissenschaftliche Erkenntnisse für den Massenmord eingesetzt werden können. Bei bestimmten Technologien wie der Nukleartechnik, der Gentechnik, auch der Nanotechnologie gibt es ernstzunehmende Sicherheitsbedenken und Versuche Kritik zu unterbinden. Und gerade seit dem Hype um Aktien und "neue Märkte"gibt leider auch immer mehr Wissenschaftler, die vor allem Geld machen wollen, denen Patente wichtiger sind als Veröffentlichungen, die vielleicht ihre Seele verkaufen, wenn der Preis stimmt.

Die Community der Grundlagenforscher, wie sie durch das CERN repräsentiert wird, gehört jedoch nicht in diese Sparte. Schon kurz nach den Atombombenabwürfen haben sich gerade viele Kernphysiker mutig für Abrüstung und gegen militärische Nutzung ihrer Erkenntnisse engagiert. Nicht wenige verloren sogar ihren Job wegen ihres Engagments. Bis heute gibt es eine weltweite Gemeinschaft der Wissenschaftler, wo sehr kritisch über die eigene Rolle und Verantwortung diskutiert wird. Wahrscheinlich gibt es in der heutigen Welt kaum eine Gruppe von Menschen, die sich so sehr der Menschheit und dem gesamten Planeten verpflichtet fühlt, wie die internationale Gemeinde der Physiker und Grundlagenforscher. Wir sollten den Wissenschaftlern durchaus kritische Fragen stellen, aber ihnen auch ein grundsätzliches Vertrauen entgegenbringen. Denn sie verdienen es allemal mehr als die Politiker, Militärs und Wirtschaftsführer, die uns regieren.

Zuletzt aktualisiert am Mittwoch, den 31. März 2010 um 11:51 Uhr

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Sieben Beratungsstellen haben in den ostdeutschen Bundesländern in 2009 insgesamt 739 rechts-motivierte Gewaltdelikte mit 1669 Opfern dokumentiert. Diese Zahl ist zwar niedriger als in den Jahren 2006 bis 2008 aber immer noch höher als in 2003 bis 2005.
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