Die sogenannte Freiwirtschaft wurde von Silvio Gesell begründet.
Diese Theorien gehen im wesentlichen davon aus, dass Geld als Tauschmittel den Waren ungerechtfertigterweise überlegen sei. Sie fordern deshalb nicht nur die Abschaffung von Zinsen, sondern zusätzlich auch noch einen Mechanismus, der zu einem gesteuerten und gewollten Geldverderb führt, so wie ja auch Waren verderben bzw. durch Alterung an Wert verlieren.
Die Freiwirtschaftstheorie basiert auf den drei Säulen Freiland, Freihandel und Freigeld (vgl. auch Silvio Gesell). Die Freiwirtschaftstheorien sind strukturell antisemitsch, weil sie Zinswirtschaft negativ werten und zugleich "Zinsknechtschaft" - zum Teil implizit - mit dem Judentum in Verbindung bringen.
Entsprechend haben zahlreiche Anhänger Gesells mit den Nazis paktiert und man kann davon ausgehen, dass seine Theorien nicht zuletzt auch Gottfried Feder zu seinem Nazi-Aufruf zur "Brechung der Zinsknechtschaft" zumindest mit beeinflusst hat, wenngleich Feder sich auch mehrfach abfällig über Gesell äußerte.
Produktions-, Eigentums- und Verfügungsverhältnisse über Kapital und der Widerspruch des Kapitals zur Arbeit spielt in den Freiwirtschaftstheorien keine Rolle. Sie sind damit keineswegs kapitalismuskritisch, da sie die Verfügungs- und Machtverhältnisse des Kapitals nicht angreifen, sondern lediglich erreichen wollen, dass Geld nicht "gehortet", sondern stärker in den Kreislauf gebracht werden soll, indem das Zurückhalten von Geld durch den Verderb unrentabel gemacht wird. Im Gegenteil. Die Feiwirtschaftsanhänger - wie auch Gesell selbst - vertreten klar sozialdarwinistische Ansätze nach dem Motto: "Der Tüchtigste setzt sich durch."
Auch heute noch werden Freiwirtschaftstheorien in erster Linie im rechten Raum und häufig in der Nähe zu Esoterikern vertreten. So z.B. auch von "Willi Weise" (Otto Friedrich Schönbeck) der sich als Reinkarnation von Gesell sieht.
1950 wurde die Freisoziale Union (FSU) gegründet, die sich später in Humanwirtschaftspartei umbenannte. Bei Wahlen spielte diese Kleinstpartei nie eine Rolle.
Während ihrer gesamten Geschichte orientierte sich die FSU am rechten Rand des politischen Spektrums.So hatte die Partei in den 50erm mit der nazistischen "Sozialistisichen Reichspartei" (SRP) und in den 60ern mit dem ökofaschistischen "Weltbund zum Schutz des Lebens" (WSL) kooperiert.
Ein wichtiger Epigone Gesells für die modernen Gesellianer ist Yoshito Otani.
Margret Kennedy - eine weitere Vertreterin der modernen deutschen Gesellianer - trat bei Rudolf Bahro auf und veröffentlichte Artikel in der braunen Zeitschrift "Der Gesundheitsberater" von Max Otto Bruker.
Wie insgesamt bei den hier dargestellten Netzwerken ist auch hier schon die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Gruppierungen wie Gesellianern, Anthroposophen und offenen Faschisten, was sich an Bruker, Schmitt und Günter Bartsch festmachen lässt.
Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN/BdA) schrieb schon 1999:
„Immer wieder flackert der Streit zwischen Antifas und Freiwirten auf, mal in dieser, mal in jener Stadt .. Problemstellung: Aktive AntifaschistInnen werden immer wieder mit einer politischen Richtung konfrontiert, die sich auf die Lehren Silvio Gesells beruft, eine angeblich »natürliche« Wirtschaftsordnung anstrebt und unter den Slogans »Freigeld und Freiland« die Möglichkeit des Geldhortens im Kapitalismus als das Übel der Welt anklagt. Die Nähe von Gesells Ideen zum Nationalsozialismus (»Brechung der Zinsknechtschaft«) sind offenbar. Gesells Werk strotzt denn auch von Sozialdarwinismus und Rassismus. Seine Anhänger sympathisierten stark mit den Nazis, hier besonders mit dem Strasser-Flügel. Diese Verbindung zum SA-Flügel des Neofaschismus hat sich bis heute gehalten.
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http://www.trend.infopartisan.net/trd1106/t081106.html